JPEG XL ist ein lizenzfreies Raster-Grafikformat, das verlustbehaftete und verlustfreie Komprimierung unterstützt. Es wurde mit dem Ziel entworfen, bestehende Formate zu übertreffen und dadurch ein universeller Nachfolger des ursprünglichen JPEG-Formates zu werden. Aber Chrome und Firefox brechen die Implementierung jetzt ab.

Es gibt reichlich Altes…

Es gibt wirklich reichlich Dateiformate für Bilder. Die meistverbreiteten wie JPEG, Gif und PNG sind schon Jahrzehnte alt, neuere wie WebP oder AVIF sind im Grunde keine Bildformate, sondern sie stammen von Videocodecs ab.

Bekannterweise stand bei Video aber schon immer die Kompression in der Prioritätenliste vor der Qualität – weil bei bewegten Bildern pixelgenaue Korrektheit einfach nicht so sehr ins Gewicht fällt. Wirklich sehen könnten Betrachter diese ja sowieso nur bei Standbildern in guter Qualität.

… und nur wenig Neues wie JPEG XL.

JPEG XL dagegen ist ein echtes neues, tatsächlich auf Bilddateien – und die in Bildern enthaltenen Informationen und Darstellungsanweisungen – ausgelegtes, HDR-fähiges Format, das all die unterschiedlichen Spezialitäten der alten Bildformate mitbringt. Es ist für hohe Displayauflösungen ausgelegt, bringt aber auch die Fähigkeit mit, eine Datei nur so weit zu verwenden, wie es das verwendete Display im Kontext der aktuellen Ansicht benötigt.

Aber zuerst strich Google die experimentelle Implementierung für das echte Bildformat JPEG XL wieder aus seinem Browser Chrome, und jetzt folgte auch Mozilla mit der Entscheidung, das Format nicht in seinen Browser Firefox einzubauen. Da fragt man sich als Programmierer und Seitenbauer schon, ob das moderne Bildformat damit nicht schon wieder Schnee von gestern ist?

JPEG XL hat viel zu viele Vorteile

JPEG XL bringt im Grunde nur Vorteile mit: Es ist ein lizenzfreies Grafikformat, beherrscht verlustfreie Komprimierung für die beste Qualität und auch verlustbehaftete für geringere Dateigrößen. Das Format unterstützt progressives Decoding, das dafür genutzt werden kann, bei kleineren Bildschirmauflösungen die genaueren, nicht mehr darstellbaren Details gar nicht erst zu dekodieren, und ein Bild kann auch innerhalb des Formats in Kacheln abgespeichert werden, so dass zum Beispiel das Hineinzoomen auch nicht das Dekodieren der kompletten Datei erfordert. Und – wie könnte es anders sein – ganz nebenbei kann JPEG XL auch noch HDR.

Die Features, die so ein Teil-Decoding möglich machen, sind bei dem Bildformat wirklich wichtig. Es ist darauf ausgelegt, wirklich große Bilder zu unterstützen. Die maximale Bildgröße von JPEG XL liegt bei knapp 1,153 Exapixeln (genau sind es 1.152.921.502.459 Megapixel) – das ergibt eine Pixelzahl von 1.073.741.823 pro Kante.

Von den bekannten Formaten kommt nur PNG in diese Klasse. PNG unterstützt theoretisch sogar bis zu vier Exapixel, es gibt aber keinen Weg für ein effizientes Dekodieren in Teilen – da wird die schiere Datenmasse ein Problem für das 16-Bit-4-Kanäle-Format.

Schnellere Algorithmen sind eben auch besser

JPEG XL dekodiert deutlich schneller als JPEG. Die Geschwindigkeit war laut dem JPEG-XL-Autor schon 2020 auf damals aktuellen Vierkern-CPUs etwa 22 Prozent höher als bei JPEG – gemeint ist dabei Softwaredecoding, wie für echte Bildformate ja auch üblich. Bildformate, die letztlich auf Video-Codecs basieren, nutzen, soweit vorhanden, auch die Hardwaredecoder der Videoformate. Einige der  Codecs setzen einen solchen Hardwaredecoder sogar explizit voraus.

Vortasten zu den Gründen der Ablehnung von JPEG XL

Weil die JPEG XL-Entwickler aber auch wussten, dass einige Zeit vergehen dürfte, bevor alle Browser das neue Bildformat in ihren Engines unterstützen, haben sie einen Weg vorgesehen, wie das Bildformat trotzdem genutzt und auf es noch nicht unterstützenden Browsern angesehen werden kann. Unter der Überschrift Legacy Friendliness erläutern sie, wie das funktioniert:

Auf einem erreichbaren Server können Bilddateien im JPEG-XL-Format abgelegt werden, je nach Client (und dessen JPEG-XL-Unterstützung) werden sie dann entweder als klassische JPEG-Files oder eben als volle JPEG-XL-Dateien an die anfragende Software weitergeleitet.

Das bedeutet, dass die JPEG-XL-Dateien serverseitig auch ohne die Unterstützung von Chrome oder Firefox verwendet werden können, wobei dann eine entsprechende, mit den Browser-Engines kompatible Datei ausgeliefert werden kann.

Denkt man eine derartige Transkodierung weiter, wäre es sogar möglich, aus der ursprünglichen JPEG-XL-Datei Antworten für sehr spezifische Anforderungen zu transkodieren, beispielsweise auf die Bildschirmauflösung abgestimmte Übersichtsbilder ebenso wie weit hineingezoomte Details – ähnlich, wie man es von den Satellitenbild-Overlays der Kartendiensten kennt. Und genau hier dürfte der Hase im Pfeffer liegen…

Trotz der vielen Vorteile: Google lehnt Unterstützung ab

Die Entscheidung über die Zukunft von JPEG XL in Chromium (und damit auch im Google-Browser Chrome) wurde jetzt in einem Bugtracking Issue bekannt gegeben:

Nachdem man sich darin für die Kommentare und Beiträge zur JPEG-XL-Diskussion bedankte, kündigte man an, den Support wieder zu entfernen, und gab dafür drei Gründe an, die in Anbetracht der erschlagenden Vorteile des Formats eigentlich nur noch an den Haaren herbeigezogen klingen.

Lächerliche Argumente für den Rückbau

Weiter heißt es dort, experimentelle Flags und der daran hängende Code solle nicht mitgeschleppt werden, es gebe nicht genug Interesse, um weiter mit JPEG XL zu experimentieren, das neue Format bringe nicht genügend inkrementelle Vorteile und überhaupt würde das Entfernen des Codes „den Wartungsaufwand reduzieren und es ermöglichen, uns auf die Verbesserung bestehender Formate in Chrome zu konzentrieren“. „Hä?“

Die Reaktionen der Community

Entsprechend lautete die erste Reaktion darauf auch: „Wirklich? Wie haben Sie das Interesse an einer Funktion gemessen, die effektiv noch niemand nutzen kann?“ In einem anderen Kommentar liest man: „Das Maß an Unehrlichkeit oder schlimmer noch, Inkompetenz, das erforderlich ist, um diese Aussage logisch zu erklären, ist äußerst besorgniserregend.“

Die Reaktionen anderer großer Unternehmen

Andere große Firmen widersprachen direkt, darunter „Facebook, Adobe, Intel, VESA, Krita, The Guardian, libvips, Cloudinary und Shopify“zählt Jon Snyers auf. Der wahre Grund dürfte auch woanders liegen:

Obwohl Google über Google Research Zürich an JPEG XL beteiligt ist, liegen die anderen Formate WebP und AVIF der Suchmaschinen- und Youtube-Firma offenbar mehr am Herzen und der ehemalige „Don’t be evil“-Konzern scheint die Videoformate mit den von diesen abhängigen Bildformaten pushen zu wollen.

Die Leidtragenden dabei sind die Nutzer, die ein gutes, auf moderne und hochauflösende HDR-Displays zugeschnittenes und dazu noch lizenzfreies Bildformat sehr gerne auch auf den Webseiten genutzt sehen würden oder auch selbst nutzen würden.

Firefox spielt dabei keine Rolle mehr

Dass auch Firefox dem JPEG XL-Format die Unterstützung entzieht, ist eigentlich auch egal: Dieser Browser alleine hat schon lange nicht mehr die Verbreitung, ein Format durchdrücken zu können.

Letztlich zeigt diese Entscheidung nur, dass man beim Firefox-Hersteller Mozilla nicht den vielleicht einzigen Browser haben möchte, der das Format direkt unterstützt.

Für den Fall, dass JPEG XL sich außerhalb der Browser weiterhin stark verbreitet, hätte dieser Browser damit ja ein Alleinstellungsmerkmal. So etwas ist aber wohl bei Mozilla nicht mehr gewünscht… Schade!